HENRY UND ROCKY

 

„Was beide?“, so der erstaunte Ausruf von Tierheimchef Hans Wagner, als ich ihm Ende 2015 von meiner Idee erzählte, Henry und Rocky den Lebensabend bei uns zu Hause in der Ölmühle zu ermöglichen. „Natürlich beide!“

Ich bin seit 21 Jahren ehrenamtliche Gassigeherin im TH Dreherhof. Als mein Giogio mich im Sommer 2015 nach 14 gemeinsamen Gassi-Geh-Jahren im Alter von 16 Jahren verließ – wenigstens konnte er seine letzten 2 Wochen bei uns zu Hause verbringen – war ich auf der Suche nach einem neuen „Opfer.“ Und traf auf Henry, 11 Jahre alt… Liebe auf den ersten Blick! Da Henry ein sehr soziales Wesen hat, nahm ich noch Rocky, 9 Jahre, mit dazu. Beides „Langzeitinsassen“ mit unschöner Vergangenheit und beide auch nicht ganz einfach im Umgang. Schon nach wenigen Spaziergängen schwirrte in meinem Kopf der Gedanke herum, diesen beiden Fellnasen eine Chance auf einen schönen Lebensabend zu bieten.

Dank der Unterstützung meines Freundes Manuel, unserer beiden Familien, vielen guten Freunden und natürlich des Tierheims entstand ein ca. 50 qm großer Freilaufzwinger, zur Hälfte überdacht mit Beton- bzw. Holzboden, zur Hälfte grüne Wiese im Freien. Dafür kam extra Rollrasen aus Holland!

Am 02.04.2016 war es dann soweit – meine verfrühten Geburtstagsgeschenke Henry und Rocky zogen in die Ölmühle.

Natürlich gab es seither auch weniger schöne Erlebnisse: versuchte Fellpflege bei Henry endet mit 9 Stichen im Arm und 2 ½ Wochen krankgeschrieben zu Hause, mehrere Fahrten zur Mülldeponie dank Rockys Zerstörungswut (die auch vor Sofas und Holzpaletten nicht halt macht), unzählige Stunden lautes Gekläffe wegen Spaziergängern an Schönwettertagen.

Auch diverse Geldausgaben für Hundesteuer, Versicherung und Henrys Scheraktion (die nur mit Hilfe eines engagierten Tierarztes und einer mutigen Hundefriseurin unter Vollnarkose stattfinden konnte) sind nicht zu verachten.

Einige unschöne Kommentare über „so alte“ und „nicht mal schöne, dafür aber bissige Hunde“ musste ich mir anhören.

Trotzdem habe ich es nicht eine einzige Sekunde bereut – schon morgens um sechs so freudig begrüßt zu werden, zu sehen, dass das Vertrauen jeden Tag ein bisschen größer und das Zittern weniger wird. Mit den zweien und unserer Hündin Gina –  die sich freut, kein Einzelhund mehr zu sein – durch Wald und Wiese zu laufen… das macht mich jeden Tag aufs Neue glücklich – und ich denke Henry und Rocky auch.

Ich wünsche mir, dass wir noch eine lange gemeinsame Zeit vor uns haben.

 

Orignaltext von Susanne M.